Freitag, 25. März 2011

Sechs Flaggen und Beton

Endlich geht es jetzt auch mal hier weiter, auch wenn mit jedem Tag meine Erinnerungen schwinden...
Nach dem Abendbesuch in California´s Great America ging es am nächsten Tag ins Six Flags Discovery Kingdom. Es sollte der sonnigste Tag der Tour werden, es war Samstag und zu allem Überfluss ein Six Flags Park. Six Flags ist eine große amerikanische Parkkette, die auch schonmal versucht hat in Europa Fuß zu fassen (u.a. gehörte ihnen zwischen 1999 und 2004 die damalige Warner Brothers Movie World in Bottrop, heute Movie Park). Man sagt dieser Kette grundsätzlich viel schlechtes nach und einiges davon sollte sich heute bestätigen.
Zunächst konnte man sich aber das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen, denn die Skyline aus verschiedenen größeren Achterbahnen die sich an einer Seite des Parks drängen (Bild von Wolfgang Payer) ist für europäische Augen ungewohnt (wird aber auf dieser Tour noch locker getoppt werden). Wir hatten morgens eine ERT auf
Roar
einer Holzachterbahn von GCI (Great Coasters International). Deren Bahnen sind in der Regel sehr gut, mit einer schnellen Abfolge der einzelnen Fahrelemente und wenigen bis keinen geraden Streckenabschnitten zwischen Station und Bremse. Wer Troy im Toverland oder El Toro im Freizeitpark Plohn kennt hat eine Idee von diesem Bahntyp. Auch Roar machte ihre Sache gut, mehrere Runden am Morgen und eine noch beeindruckendere Nachtfahrt (erstens: dunkel, zweitens: schneller weil "warmgefahren") hinterließen einen durchweg positiven Eindruck.
Bahnfazit: Bei einer GCI-Bahn kann man offenbar nicht viel falsch machen. Gute Laune auch in diesem Fall garantiert.

Nach dieser Bahn sollte eigentlich der Spinning Coaster folgen, dieser war allerdings zur Parköffnung noch nicht funktionstüchtig, also schnell bei
V2: Vertical Velocity 
angestellt. Hierbei handelt es sich um einen Twisted Impulse Coaster von Intamin. Hier wird der Zug durch LIM direkt aus der Station geschossen, fährt einen verdrehten Abschnitt nach oben um von dort rückwärts durch die Station zurück und auf der anderen Seite einen geraden Abschitt nach oben zu fahren. Insgesamt ein recht kurzes Vergnügen, welches sicherlich deutlich spektakulärer gewesen wäre wenn die Bahn noch so aussehen würde wie im ersten Jahr. Seinerzeit ragten die beiden Enden nämlich noch senkrecht in die Höhe, aufgrund einer Höhenbeschränkung für Bauten in diesem Park musste man die verdrehte Seite nach einer Saison abschrägen und die gerade Seite wurde auf die zulässige Höhe zurechtgestutzt. Daher dürfte der Abschuss auch weniger kraftvoll ausfallen als im Ursprungszustand.
Bahnfazit: Ich war immer heiß auf diesen Bahntyp und bin nun relativ enttäuscht. Vielleicht sagen mir die nicht kastrierten Varianten ja eher zu, mal sehen wann ich an eine davon gerate.
Dann war erfreulicher Weise auch
Tony Hawk´s Big Spin
(ab 2011 ohne den Namenszusatz, also nur noch Big Spin)
fahrbereit. Es handelt sich um eine Standardausführung von Gerstlauers Spinning Coaster, dessen Zwillingsanlage Hankatten im dänischen BonBon-Land mich bereits begeistert hatte. Auch diese Auslieferung macht (besonders bei ungleicher Beladung) unglaublich viel Spaß. Das besondere an den Spinning Coastern von Gerstlauer ist die Sitzposition. Die Sitze sind nicht wie bei den relativ verbreiteten Varianten von Maurer Söhne (Winja`s Fear und Winja`s Force im Phantasialand, Crush`s Coaster im Walt Disney Studios Park) Rücken an Rücken auf dem Wagen angebracht. Hier sitzt man sich gegenüber, was mir irgendwie besser gefällt da man mit seinen Mitfahrern interagieren kann.
Bahnfazit: Das bewährte Layout aus Dänemark wurde hier zwar wirklich nur auf eine Betonplatte geklatscht, aber den eigentlichen Fahrspaß stört das in keinster Weise.
Eines der Probleme, die viele mit Six Flags haben wurde eben schon angedeutet: Bahnen werden einfach auf Beton- oder Teerflächen gestellt und fertig ist der Park. Discovery Kingdom war vor der Übernahme durch Six Flags allerdings ein Marinepark ohne Fahrgeschäfte. Also eher ein Zoo mit einem Schwerpunkt auf Wasserlebewesen. Durch diese Geschichte ist ein großer Teil des Parks eben ein Park und nur die neueren Achterbahnen wurden an den Rand auf ehemalige Parkplatzflächen gebaut. Noch halbwegs schön in die Landschaft integriert sind beispielsweise das Kinderland oder auch der Spillwater, eine Art Wildwasserbahn mit sehr großen Booten (für bis zu 20 Personen) und nur einer Auf- und Abfahrt. Als einer der wenigen aus der Tourgruppe habe ich diese sehr nasse Angelegenheit gewagt und aufgrund des lange warmen Tages war ich auch schnell wieder trocken.
Aber wir sind ja nicht zum Spaß hier sondern zum Achterbahnfahren (oder?). Also schnell den Zierer-Klassiker Tivoli-Coaster mit dem recht übertriebenen Namen
Cobra
mitnehmen. Tivoli Coaster gibt es in verschiedenen Größen, dieser Vertreter gehöt zur Kategorie large. Man findet Bahnen dieses Typs an fast jeder Ecke der Parkwelt...
Bahnfazit: Abgesehen von einer etwas komplizierten Abfertigungsprozedur und einem schön gestalteten Frontwagen mit Schlangenkopf gabs hier absolute Standardkost. Macht aber durchaus Spaß.
Jetzt aber zum potentiellen Highlight des Parks:
Medusa
Hier war erstmal seeehr lange langes Anstehen angesagt. In der Warteschlange habe ich mir dann zum ersten mal an einem Automaten mit Kreditkarte eine Cherry-Cola gekauft, was mir irgendwie komplett bescheutert vorkam, aber in diesem Land wohl zum guten Ton gehört. Die Bahn selbst ist ein Floorless-Coaster von (mal wieder) B&M. Ein großer, sehr großer Vertreter seiner Art. Die Bahn ist eigentlich nichts anderes als Perfekt, besonders in der ersten Reihe bekommt man vom fehlenden Boden unter den Füßen viel mit. Man hat auch hier (wie bei dem sehr viel kleineren Bruder Daemonen im Tivoli Kopenhagen) ein paar Mal das Gefühl fast aus dem Bügel zu rutschen (allerdings varriiert dieses Empfinden je nach dem wo man - sowohl von vorme nach hinten als auch von rechts nach links gesehen - im Zug sitzt). Manko der Bahn: Sie wurde auf einem (Überraschung!) alten Parkplatz gebaut und man hat sich nicht einmal die Mühe gemacht die weißen Markierungen auf dem Asphalt zu entfernen. Traurig.
Bahnfazit: Grandios! Diese Bahn hat mich wirklich begeistert! Mit weitem Abstand DAS Highlight im nördlichen Kalifornien. Wenn man sich jetzt zumindest noch für eine Wiese entscheiden würde...

So Freunde, die besten Bahnen des Parks sind durch. Ausführliches Gemecker, glückliche Wendungen und grottige Mazes gibt es im zweiten Teil.

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