Donnerstag, 17. Februar 2011

Tentakeltier

Und nun mal zu etwas ganz anderem. Naja, fast. Der Achterbahnthematik bleibe ich treu, nur den Bericht aus "Six Flags Discovery Kingdom" hebe ich mir noch ein wenig auf.
Hier soll es jetzt um die neue Attraktion im Heide-Park gehen. KRAKE.
Grundsätzlich handelt es sich hierbei um eine Achterbahn des Herstellers Bolliger & Mabillard, kurz B&M. Wie schon im meinem letzten Amerikabericht erwähnt gelten die Bahnen aus dieser Schmiede als "Edelachterbahnen". Dieser Ruf ist durch die große Perfektion in Entwurf und Produktion entstanden. Die meisten der B&M-Bahnen fahren sich tadellos, vieles von dem was gerade häufige Achterbahnfahrer nervt (und von dem manch ein "Muggel", also Nichtkenner, denkt es gehöre nunmal dazu) gibt es bei diesen Bahnen einfach nicht. Durch sehr gute Verarbeitung, geringe Toleranzen und das zurückgreifen auf bewährte Technik fahren sich B&Ms ohne größere Vibrationen oder Schläge (Außnahmen wie Vortex bestätigen die Regel - hier ist es aber auch kein Problem der Fertigung sondern wohl eher der Berechnung, die durch ihre zu engen Radien zum Unglück führt). "Sanftes" fahren also, wobei dies nicht unbedingt für die Kräfte gilt die während der Fahrt wirken. Zudem sind die Bahnen offensichtlich sehr zuverlässig und wirken schon durch die Massivität der Schienen und Züge beeindruckend.
Viele Jahre waren B&M-Bahnen nur in größerer Entfernung zu erleben, Spanien, Italien oder Großbritanien mussten bereist werden um in den Genuß zu kommen. Für 2002 wurde dann endlich die erste Installation in Deutschland verkündet: Silver Star im Europa Park. Ein "Mega Coaster", also eine sehr hohe Bahn ohne Überschläge. Die Euphorie im Vorfeld war groß, die Enttäuschung nach der Eröffnung erfasste allerdings auch viele. Ich persönlich teile die Kritik an der Bahn. Hoch ist sie und die erste Abfahrt ist tatsächlich beeindruckend. Doch was folgt ist ein relativ langweiliges Layout, bei dem die "Aitrimehügel" - also die Berge bei denen man aus dem Sitz abhebt - nur gemächliches Schweben verursachen und man nicht wie bei den beiden im Jahr zuvor in Deutschland eröffneten Airtimeknallern - Colossos im Heide-Park und Expedition GeForce im Holidaypark - förmlich aus dem Sitz gerissen wird. Nur zum Ende hin folgt noch eine schöne, schnell durchfahrene Kurvenkombination, die wirklich Spaß macht. Natürlich ist die Bahn trotzdem mit allen positiven B&M-Eigenschaften gesegnet, sie ist sanft und macht optisch einiges her. Trotzdem ist sie für mich eher Stahlverschwendung, viel zu zahm. Was hätte man aus der Höhe und dem Know-How alles rausholen können!
Einige Jahre später kam dann der erste Inverter (Hängeachterbahn) von B&M ins Phantasialand. Inverter gelten vielen als die besten Bahnen des Herstellers, hinzu kommt eine aufwendige Gestaltung, die Bahn ist teilweise regelrecht eingegraben. Auch die Afrikanische Gestaltung der Flächen rund um die Bahn kann sich sehen lassen. Und die Fahrt selbst kann mich auch überzeugen. Ich bin inzwischen bessere Varianten gefahren (Monster in Walygator, die B&M-Inverter auf der USA-Tour), aber im Gesamtpaket kann die Black Mamba mich immernoch absolut überzeugen.
Und nun also der Heide-Park. Irgendwie logisch. Die B&M-Bahnen setzten sich langsam vom meistbesuchten Park des Landes nach unten durch und sind bei der Nr. 3 angekommen. In der Heide steht nun schon eine sehr hohe Achterbahn mit dem Fokus auf Airtime (wenn auch als Holzversion: Colossos) und einen Inverter hat der Park mit Limit (leider) auch schon. Man hat sich hier also für eine Diving Machine entschieden. Hauptmerkmal dieses Bahntyps ist seine erste Abfahrt, die 90 Grad steil ist. Dazu wird man oben auf der Kuppe kurz angehlten, hat also auch noch einen etwas längeren Blick in den Abgrund. Weiteres Merkmal aller bisheringen Auslieferungen waren überbreite Züge für 8 Personen in einer Reihe nebeneinander und dadurch auch besonders wuchtige Schienen. Für die Heide-Parkversion hat man hier etwas abgespeckt und präsentiert (sozusagen als Weltneuheit) Wagen mit nur noch 6 Sitzen nebeneinander und dem normalen Schienenprofil von B&M.
Auch bei diesem Projekt war die Euphorie kurz groß, allerdinsg fingen schnell viele an daran herumzumäkeln. Zu niedrig. Zu kurz. Zu schmal. Zu wenig beeindruckend. Und zu allem Überfluss ist es eine weitere Thrillattraktion -  das letzte was der Park braucht.
Tjo, vieles davon ist natürlich richtig. Dem Heide-Park fehlen überdachte Attraktionen, gute Shows, spektakuläre Themenfahrten und irgendwie soagr ein Konzept. Dennoch kann ich mich über diese Ergänzung nicht im Ansatz ärgern. Es ein B&M! Es ist eine Diving Machine! Sie soll relativ aufwändig gestaltet werden! Und die Platzierung im Park ist endlich mal sinnvoll gewählt! Alle großen Achterbahnen die bisher im Heide-Park gebaut wurden, sind am Rand platziert worden. Gut, Big Loop ist dadurch irgendwann in die Mitte gerückt, aber die Schweizer Bobbahn, Limit, Colossos und Desert Race stehen außen. Und da Achterbahnen zu den Attraktionen gehören die größere Menschenmengen anziehen ist dies für einen Park nicht gerade ideal. Vor allem wenn sie dann auch noch alle im hinteren Teil des Parks stehen und das vordere Areal mehr und mehr entvölkert wird. Im Heide Park findet man vorne fast nur noch morgens und abends größere Menschenmengen (wenn es mal richtig voll ist verteilt es sich etwas besser, die Masse der Besucher ist dennoch weiter hinten zu finden). Vorn ist also Durchgangsstation. Nun hatte man nach dem Abriß des Delphinariums eine etwas größere Fläche weiter vorne übrig und hat sie für eine Attraktion genutzt die potentiell viele Besucher anziehen wird. Die Infrastruktur rundherum wird endlich wieder besser genutzt und auch kleinere Attraktionen werden profitieren. Selbst die "alte Dame" Big Loop könnte wieder mehr Aufmerksamkeit bekommen, befindet sich ihre Station doch direkt neben dem spektakulären Überkopfmoment der KRAKE.
Einen Kritikpunkt teile ich übrigens: Die Länge der Bahn ist eher enttäuschend und die Tendenz zu kurze Attraktionen zu bauen um Kosten zu sparen und dafür häufiger mit großen Neuheiten aufzuwarten sehe ich auch äußerst kritisch. Gerade wenn man sich sehr lange angestellt hat möchte man doch gerne etwas mehr Zeit in einer Attraktion verbringen.
Aber die Höhe erscheint mir dann doch eher nebensächlich. Wenn man erst einmal eine gewisse Meterzahl erreicht hat machen 10 Meter mehr oder weniger gar nicht mehr so viel aus. Und ob die Zugbreite das Erleben so dramatisch verschlechtert wage ich ebenfalls anzuzweifeln. Natürlich wird das Ganze im "Kleinformat" erst einmal weniger beeindruckend, aber wie man bereits auf den Bildern erkennen kann wird die Struktur den Bereich dennoch enorm dominieren.
Was die Gestaltung angeht muss man noch abwarten, der Park hat zuletzt richtige Schritte getan und zwei Bereiche sind wirklich gut gelungen. daher bin ich erstmal optimistisch.
Fazit: Ich freue mich auf die KRAKE, sie ist für die Parkentwicklung meiner Meinung nach wertvoller als oft behauptet und könnte sich zu einem Liebling entwickeln. Ich hätte zwar wirklich lieber einen Darkride anstelle der Märchen- und Kanalfahrt, ein Showtheater (also Gebäude mit Bühne und Zuschauerraum im Inneren) mit einer Show die man sich auch zweimal anguckt oder am liebsten einen Indoor-Spinning-Coaster auf der Monza-Piste gesehen, aber in meinen Augen macht KRAKE mehr Sinn als eine 102m hohe Achterbahn wieder an den Rand des Parks zu klatschen.

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